Am 29.6. machen wir uns auf den Weg, Anne-Catherine, Christopher, Johanna und ich, spät nachts, einen ersten Halt machen wir kurz nach Genf und übernachten am Rande der Autobahn. Die Grenzen sind wieder geöffnet, ab dem ersten Juli sollten wir auch wieder nach Spanien einreisen können. Nun fahren wir aber erst durch die Vogesen und treffen am Rande der Alpen auf unseren letzten Freund und Helfer Christian. Jetzt sind wir komplett für die Mission der nächsten zwei Wochen, alle auf Grund der Corona-Einreisesperre verpassten Arbeiten irgendwie wieder aufzuholen.
Kurz vor Grenoble füllen wir die Autos noch mit Akazien-Pfählen, dringend benötigter Ersatz für alte, verrottete Hölzer, mit denen die Reben gestützt werden. Am Abend erreichen wir Sète, den Étang de Thau, wir übernachten am Strand, und das Meer, der Sand, ein paar Austern und Christophers selbstgebrautes Bier versetzen uns in Ferienlaune. Ein ungewohntes Gefühl nach dem Lockdown der vergangenen Monate.

Am nächsten Morgen, noch ein Bad im Meer, machen wir uns auf den Weg nach Spanien, überqueren pünktlich am 1. Juli die nun wieder geöffnete Grenze und erreichen am Nachmittag nach vier Monaten Abwesenheit den Rebberg. Die Stöcke haben eine imposante Grösse erreicht, sind stattliche Büsche geworden. Es ist wenig gebrochen, obwohl wir die Reben in den letzten Wochen nicht hochbinden konnten. Gras und Kräuter sind stark gewachsen zwischen den Reben und haben diese wahrscheinlich etwas vor dem Wind geschützt. Auch die Blüte scheint leicht besser als in den vergangenen Jahren, aber einige Trauben zeigen deutlichen Pilzbefall. Oidium beschert uns einen Ausfall von etwa 30 Prozent. Wir erfahren in den kommenden Tagen, dass dies ein eher tiefer Wert sei für die Region. Der Frühling scheint aussergewöhnlich feucht gewesen zu sein, gewisse Winzer haben Totalausfälle zu befürchten. Etwas verwildert ist er, unser Rebberg, aber grössere Schäden sind in unserer Abwesenheit keine aufgetreten.
Nun machen wir uns erst mal mit dem Mäher ein wenig Platz für unsere Camping-Karawane … Die Arbeit beginnt: Mähen, mähen, mähen, mulchen, die kaputten Pfähle durch die neuen ersetzen, alle Rebstöcke frisch anbinden, und das alles möglichst in den frühen Morgenstunden. Ab elf Uhr wird es zu heiss für diese Arbeiten, dann ist Siesta angesagt, und ab fünf Uhr nachmittags kann die Arbeit wieder aufgenommen werden. Nach und nach zeigt sich, dass doch viele Stöcke reichlich und gesundes Traubengut tragen. Christopher und Christian machen sich an die Elektrifizierung des neuen Zauns. Zu guter Letzt betonieren wir alle Durchgänge bei den Toren, auf dass in diesem Jahr auch gar kein Tier unter dem Zaun durchkriechen mag.
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