Calçots? Calçots!

Bevor wir die Reben schneiden, verwerten wir das Holz vom Vorjahresschnitt, und schmeissen Calçots in die Flammen. Die Calçots sind so etwas wie das heimliche katalanische Nationalgemüse. Aussehen tut das Gewächs wie dünner Lauch, es ist aber eine Zwiebelsorte, Blanca Tardia de Lleida heisst sie und wurde von der EU zur „regional schützenswerten Spezialität“ erklärt. Gekocht schmeckt sie süsslich und ist buttrig weich. Im Februar gepflanzt, wächst sie in dichten Büscheln heran. Im Spätsommer werden diese geerntet und dann geteilt in einzelne Zweibelchen wieder in den Boden gesteckt. Bis zur Ernte im Winter werden sie wie Spargel immer wieder mit Erde angehäuft. So von Licht geschützt, bleibt die Zwiebel bis weit hinauf leuchtend weiss und zart. Dieser Anbaumethode verdankt sie auch ihren Namen: „Calçar“ ist das katalanische Verb für „die Schuhe anziehen“. Ihren Ursprung hat die Zwiebel im kleinen katalanischen Städtchen Valls, nahe Tarragona. Einem Bauern sollen versehentlich ein paar der Zwiebeln vom Rost ins Feuer gefallen sein, und da der Katalane ein sparsamer Mensch ist, soll er das Gemüse von der verkohlten Schicht befreit und genossen haben. Es schmeckte bestens und die Geschichte nahm ihren Lauf. Das kleine Dorf feiert jedes Jahr am letzten Sonntag im Januar ein grosses Fest zu Ehren der Calçots. Es werden die besten Calçots gekürt, die beste Sauce und der Mensch, der die meisten Calçots verschlingen kann. Über 25’000 Besucher bejubelten im vergangenen Jahr den Champion. 

Auch wir feiern unsere kleiner Calçotada inmitten der Reben, die wunderbarste Sauerei Kataloniens, ein Erntedankfest mitten im Winter, wo die im Feuer verbrannten Zwiebelstangen mit viel Romescosauce und noch viel mehr Wein geschlürft werden, alle Beteiligten trunken und nach Rauch stinkend, die Gesichter verschmiert mit Rus und roter Sauce.