Das Timing scheint perfekt! Bei unserer Ankunft vorgestern haben wir den Rebberg in bestem Zustand vorgefunden. Der Zaun hat alle Tiere abgehalten von den wunderbar reifen und gesunden Trauben. Der Zuckergehalt lässt uns noch etwas Spielraum, wir können alles in aller Ruhe für die Lese vorbereiten.
Heute nun treffen wir uns um halb sieben morgens zum Frühstück. Wir wollen die Trauben noch von der Nacht gekühlt ernten und bevor die Sommerhitze sie wieder erwärmen und die Oxidation vorantreiben kann. Kaum lässt es das Tageslicht zu, gilt: An die Scheren! Sorte für Sorte ernten wir die Trauben, zuerst den Lledoner Roig, der in diesem Jahr fast die Hälfte der kompletten Ernte ausmacht. Danach den Lledoner Blanc, dann den Bourbolenco, der erstmals recht gut trägt und mit einer eher zurückhaltenden Süsse seine Aufgabe perfekt erfüllt sowie den Gesamtzuckergehalt in Grenzen hält. Zum Schluss kommen auch noch die Trauben des Macabeu in die Boxen. Dessen Ernte fällt auf Grund von Oidium in diesem Jahr sehr spärlich aus, er war vom Pilzbefall am meisten betroffen. Die Erntemenge ist im allgemeinen nicht überwältigend, aber im erwarteten Ausmass und von grossartiger Qualität. Kaum schleicht die Sonne um den Hügel und beleuchtet den Rebberg, sind die 150 Kilogramm Trauben geerntet und in Boxen auf der Ladefläche des Hilux verstaut. Oder ganz genau:
• Lledoner Roig, 76,2 Kilogramm, Zuckergehalt 104 Öchsle
• Lledoner Blanc, 34,62 Kilogramm, Zuckergehalt 108 Öchsle
• Bourbolenco, 27,7 Kilogramm, Zuckergehalt 92 Öchsle
• Macabeu, 8,2 Kilogramm, Zuckergehalt 102 Öchsle







Wir fahren zu Jordi nach Rabós über den Berg, etwa eine halbe Autostunde von Cadaqués entfernt. Wir dürfen die Trauben in diesem Jahr bei ihm im Keller verarbeiten.
Sorte für Sorte quetschen wir die Trauben und trennen die Früchte von den Stilgerüsten, überall klebt der wunderbare süsse Saft, die Unterschiede der einzelnen Sorten sind eindrücklich. Häute und Saft der Trauben landen im grossen Bottich. Jordi spendiert uns einen Liter seines bereits an gegorenen Saft, den wir dazukippen. Er soll die Gärung unserer Maische schnell und zuverlässig in Gang bringen. «Pied de Cuve» nennt man diesen Hefeansatz. Nun bedecken wir die Maische mit etwas Plastik, um eine Oxidation zu vermeiden, und lassen das Ganze für 24 Stunden liegen, bevor wir morgen alles pressen werden. Diese Maischestandzeit wird uns etwas zusätzliche Farbe und mehr Gerbstoffe und somit Struktur in den Wein geben. Für heute ist die Arbeit getan. Ein grossartiger Tag.




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